Geschichten aus dem Dahar-Gebirge

Veröffentlicht am : 29-05-2019
Das im Südosten Tunesiens gelegene Dahar-Gebirge mit seinen unendlich weiten Horizonten ist eine Region des Austauschs, in der sich alte Legenden und sehr alte Glaubenssätze erhalten haben, von denen wir Ihnen heute berichten wollen.

Lella Telkwast

Wenn Sie die Region von Matmata bereisen, man wird Ihnen auf der Spitze eines Felsens den Marabut von „Lella Telkwast“ – Heilige Telkwast – zeigen.
Diese Heilige trägt einen Berber- oder Amazigh-Namen: Lella Telkwast, was so viel bedeutet wie „die Heilige, die auswärts schielt“.
Es wird davon ausgegangen, dass dieser Name ursprünglich eine alte Zitadelle bezeichnete, von der aus man einen hervorragenden Blick …. zu beiden Seiten des Berges hatte!
Heute noch bietet uns das Heiligtum von Lella Telkwast ein außergewöhnliches Panorama auf die Landschaft des Dahar-Gebirges.


Die Siebenschläfer von Chenini

Man erzählt sich, dass die riesigen Gräber in der Nähe des Dorfes Chenini, die der im Koran zitierten Höhlenmenschen seien, die auch in der christlichen Tradition als Siebenschläfer bekannt sind.
Diese Männer, die sich aus Furcht vor Unterdrückung in eine Höhle geflüchtet hatten, seien erst drei Jahrhunderte später aus einem tiefen Schlaf erwacht. In dieser Zeit seien ihre Körper gewachsen. 
Rund um das Mittelmeer gibt es mehrere Heiligtümer, die sich auf diese Legende beziehen. Am bekanntesten ist die Grotte der Siebenschläfer im türkischen Ephesus.


Der Kinderfriedhof von Guermessa

Das Bergdorf Guermessa zählt sicherlich zu den beeindruckendsten Orten der Region. Hier findet man auch noch Spuren von ungewöhnlichen Traditionen wie den kleinen Friedhof der Kinder.
Ein Zufall? Auch im antiken Karthago gab es spezielle Heiligtümer, in denen sehr kleine Kinder begraben wurden. Die Historiker sind sich bis heute nicht einig, ob es sich dabei um Kinder handelt, die eines natürlichen Todes gestorben sind oder um Kinderopfer, wie sie von den Phöniziern praktiziert wurden.
Tatsächlich gab es in der Antike Siedlungen von Phöniziern an der nahen Küstenregion, zudem weist die Berberschrift eine gewisse Ähnlichkeit mit dem phönizischen Alphabet auf.


Die sieben Brüder von Ghomrassen

Es wird erzählt, dass die Kleinstadt Ghomrassen von sieben Brüdern gegründet wurde, die im 16. Jahrhundert in die Region kamen. Als sie in ein Flusstal kamen, ersuchte einer der Brüder die anderen zu warten, bis er seinen Kopf in den Fluss getaucht hatte. 
Diese kleine Geschichte soll Ursprung für den Namen der Stadt Ghomrassen sein, „ghom rassou“ bedeutet auf Arabisch „er hat seinen Kopf versteckt“.
Tatsächlich setzt sich das Wort Ghomrassen aus zwei berberischen Wörtern zusammen: „ghomr“ (Stamm) und „sen“ (das Maß, der Chef).

Fotos © MCM / Imed Dhaouadi

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