Die archäologische Ausgrabungsstätte von Aïn Tounga hat zahlreiche Gemeinsamkeiten mit ihrer berühmten Nachbarin Dougga.
90 km süd-westlich von Tunis, an der Straße nach Le Kef, sieht man die Ruinen eines großen viereckigen Turms. Das ist der Eingang zu der bemerkenswerten Ausgrabungsstätte von Aïn Tounga; eine der vielen archäologischen Stätten Tunesiens, die noch nicht für Besucher adaptiert wurden.
Aïn Tounga liegt auf einem Hang, inmitten einer wunderschönen Landschaft aus Feldern, Olivenhainen und grünen Hügeln… ebenso wie eine andere, nicht weit entfernte Ausgrabungsstätte, das berühmte
Dougga, UNESCO
Weltkulturerbe.
Wie in Dougga gab es an dieser Stelle bereits vor der Ankunft der Römer eine Stadt. Später lebte die lokale Bevölkerung mit Bewohnern römischer Herkunft zusammen.
Und wie in Dougga wetteiferten diese beiden Gemeinschaften darum, wer ihre Stadt Thignica mit den schönsten Gebäuden im römischen Stil ausstatten würde.
Der Name Thignica ist auch mit dem Namen des Heiligen Augustinus verbunden, der in dieser Stadt eine berühmte Rede hielt.
Aïn Tounga besuchen
Aïn Tounga, das sich über ein Areal von 30 Hektar erstreckt, wurde bis heute nur teilweise ausgegraben.
Die Gebäude von Thignica sind weniger groß und weniger gut erhalten als in Dougga. Dennoch lassen sich auch hier die wesentlichen Elemente einer römischen Stadt erkennen. Und mit etwas Fantasie kann man durchaus – auch wenn es keine Hinweistafeln gibt – die einzelnen Ruinen identifizieren.
(Achtung: seien Sie vorsichtig und gehen Sie mit den Ruinen respektvoll um, denn sie wurden noch nicht gefestigt!)
Eine Mauer aus großen Steinblöcken … Fünf quadratische Türme, von denen einer, der besser erhalten ist, auch von der Straße aus sichtbar ist: das ist die byzantinische Festung.
Die Byzantiner besetzten Tunesien nach den Römern und Vandalen. Um die Oberhoheit über das Land zu erhalten, übersäten sie es mit zahlreichen Festungen.
Ein mit etwas Luxus ausgestattetes Gebäude mit Resten von Säulen und Kapitellen … Zahlreiche, symmetrisch angeordnete Räume … Die Böden und die Wände sind hingegen mit Zement verkleidet: es handelt sich somit um
die Thermen – öffentliche Bäder – wie
die Antoninus-Pius-Thermen in Karthago.
Man findet sie, indem man nach der byzantinischen Festung dem Weg nach rechts folgt.
Eine imposante halbkreisförmige Mauer, Reste von Säulen und schöne Quadersteine: das ist das antike Theater, das seine Sitzreihen verloren hat. Von der Anhöhe links neben den Thermen ist es gut erkennbar.
Wandteile begrenzen die einzelnen Zimmer, Überreste von Brunnen und Zisternen, eine schön gepflasterte gerade Straße, die an einem kleinen Triumphbogen endet: das ist ein für die römischen Städte in Tunesien typisches Wohnviertel.
Ein Podium, auf dem sich die Mauerreste eines quadratischen Raums erheben: es war der Merkur-Tempel mit einer aus vier Säulen bestehenden Fassade, der vom Hügel aus das Wohnviertel und das Theater dominierte.
Ein Bauwerk, das sich an den Hügel lehnt: der Tempel des Meeres- und Wassergottes Neptun. Eigentlich handelt es sich um einen Wassertempel, wie man ihn aus Zaghouan kennt, der die Quelle von Aïn Tounga verherrlichte.
Um den Tempel zu finden, folgt man nach dem Merkur-Tempel dem Fußweg um den Hügel recht herum.
Ein ellipsenförmiges Terrain, umgeben von den Resten der Sitzreihen: das ist
das Amphitheater, in dem Kämpfe gegen wilde Tiere und Gladiatoren aufgeführt wurden, ähnlich wie im
Kolosseum von El Jem. Es war in den Hang gebaut worden und verfügte über zwei Haupteingänge.
Man findet das Amphitheater, indem man dem anderen Fußweg nach links folgt, direkt hinter der byzantinischen Festung (dieser Weg verläuft fast parallel zur Straße).
Die Ausgrabungsstätte umfasst noch die Reste anderer Tempel, so auch die eines Saturn und Dis geweihten Tempels, der vielleicht über einem alten numidischen Heiligtum errichtet wurde.
Plan nach “Me3marouNA”, Goethe-Institut Tunis