Nach Aristoteles war die Verfassung von Karthago eine der besten der Welt.
Haben Sie das gewusst? Für den großen griechischen Philosophen Aristoteles zählten die Institutionen von Karthago zu den besten der damals bekannten Welt.
Eine gute Verfassung, welche die anderer Staaten vielfach übertrifft
In seinem Werk „Politik“ analysiert Aristoteles detailliert das Staatswesen von nur drei Staaten, Sparta, Kreta und Karthago.
Er kommt zu dem Schluss, dass deren „Staatsverfassungen … mit Recht in großem Ansehen stehen“, wobei „die Karthager eine gute Verfassung, welche die anderer Staaten vielfach übertrifft [haben]“, die „viele gute Bestimmungen“ enthält.
Die Verfassung von Karthago sieht überdies ein Machtgleichgewicht zwischen den „Königen“ (eigentlich Suffeten) und der Versammlung der Ältesten vor.
Bei Uneinigkeit zwischen dem „König“ und der „Versammlung der Ältesten“, entscheidet die Volksversammlung.
Aristoteles schätzt das karthagische System zur Ernennung der „Könige“, die auf der Grundlage ihrer Verdienste und nur für ein Jahr gewählt werden – im Unterschied zu den Königen von Sparta, die auf Lebzeit gewählt werden.
Zu den weiteren Institutionen zählte das Gericht der Hundertmänner (eigentlich 104).
Insgesamt, so urteilt Aristoteles, sei das Beamtentum der Karthager dem Spartas vorzuziehen und führt als Beweis an, dass die Institutionen gut sind, „dass, das Volk bei den Bestimmungen derselben verblieb und dass kein nennenswerther Aufstand und kein Tyrann bei ihnen vorgekommen ist“.
Johann Gustav Droysen, Lobeshymne an Karthago
Zweitausend Jahre später unterstreicht der große deutsche Historiker Johann Gustav Droysen, der besonders für seine Arbeiten zu Alexander dem Großen bekannt wurde, die außergewöhnliche Langlebigkeit der Institutionen von Karthago.
Das sei, nach Droysen, der Beweis, dass sie perfekt an das „nationale Prinzip“ angepasst seien.
In Karthago wie in Rom, schreibt er, „ist der Staat nicht eine göttliche Institution wie im alten Orient, nicht das Erste und Alleinige wie in den hellenischen Politien, sondern eine menschliche Ordnung, eine Summe der Einzelinteressen und deren Garantien (J.G. Droysen, Geschichte des Hellenismus“, Neuausgabe 1877)
Hannibal der Erbauer
Die Archive und Bibliotheken von Karthago wurden im Jahr 146 v. Chr. von den Römern verbrannt.
Daher gibt es keine Zeugnisse über die Tätigkeiten der karthagischen Institutionen.
Aber man kann sich ihrer bei einem Besuch des Byrsa-Hügels erinnern, der Teil des Archäologie-Parks von Karthago ist.
Das punische Viertel wurde übrigens von einem berühmten Suffeten errichtet: Hannibal, der nach seinem Krieg gegen Rom in die höchsten Ämter gewählt worden war.
Foto: Aristoteles - Byrsa-Hügel in Karthago
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