Die beiden schönsten antiken Amphitheater befinden sich in Rom und in Tunesien. Verdient es eines davon mehr besucht zu werden als das andere?
Das Kolosseum in Rom und jenes in El Jem haben viele Gemeinsamkeiten. Sie zählen weltweit zu
den größten ihrer Art und dank ihres exzellenten Erhaltungszustand können wir uns auch heute noch die berühmten „
Zirkusspiele“, die das Volk im gesamten Römischen Reich begeistert haben, vorstellen. Ein Vergleich.
Rom (oben) und El Jem (unten): Innenansicht
Herausragende römische Architektur
Im Gegensatz zu den meisten römischen Amphitheatern, die an einen Hang angelehnt bzw. hineingebaut wurden, wurden die Amphitheater in Rom und El Jem vollständig über der Erde errichtet.
Das Kolosseum in Rom ist mit Abstand das größte: Es fasste 50.000 Zuseher, im Vergleich dazu konnte El Jem nur 30.000 Personen Platz bieten.
Bei beiden Gebäuden ist ein Großteil der Außenmauer erhalten und ein Teil verfallen. Beim Kolosseum von Rom war die Ursache ein Erdbeben, während El Jem bombardiert wurde, um rebellierende Stämme zu vertreiben.
Das Kolosseum von Rom ist aus hartem Naturstein (außen) und Ziegeln (innen) errichtet. Es verfügt über große Öffnungen und ein für jede Etage unterschiedliches Dekor.
Das Amphitheater von El Jem ist hingegen das einzige weltweit, das ausschließlich aus Werksteinen – also behauenem Naturstein – errichtet wurde. Allerdings war das verwendete Material nicht sehr druckbeständig, was die Architekten dazu veranlasste, sehr dicke Mauern und weniger große Öffnungen zu bauen. Dadurch erscheint die Fassade viel schlichter, unterstreicht jedoch auch die Schönheit des über Jahrhunderte gealterten Steins.
Rom (oben) und El Jem (unten): die Fassade
Gänge und Arena
Das Innere des Kolosseums von Rom wurde gänzlich aus Ziegeln errichtet. In El Jem hingegen erzeugen die Gänge und Steingewölbe eine einzigartige poetische Atmosphäre.
Rom (links) und El Jem (rechts): Gänge und Treppe
Unter der Arena jeder der beiden Amphitheater liegt ein Labyrinth aus Tunneln, Käfigen für Wildtiere, Stauräumen für Material und Dekor für die verschiedenen Veranstaltungen.
Die Arena des Kolosseums in Rom existiert nicht mehr, es handelte sich um einen einfachen Holzboden, der mit Sand bedeckt wurde. In El Jem ist die Arena noch vorhanden: die Gänge und Diensträumlichkeiten wurden direkt unter der Erde angelegt und können heute noch besichtigt werden.
Rom (oben) und El Jem (unten): Arena und Stufen
Das am Beginn des 3. Jahrhunderts – also zwei Jahrhunderte nach dem Kolosseum in Rom – errichtete Amphitheater von El Jem ist besser gestaltet und perfekter ausgeführt: weniger tote Winkel, leichterer Zugang, besser ausgestattete Untergeschosse…
In Rom wurde das Amphitheater manchmal mit Wasser gefüllt, um Seeschlachten darzustellen. In El Jem, das sich in einer ariden wasserarmen Region befindet, fanden derartige Aufführungen nicht statt. Das Amphitheater wurde vielmehr auch dazu genutzt, Regenwasser aufzunehmen und in Zisternen zu sammeln.
Rom (oben) und El Jem (unten): die unterirdische Räume
Freude am Besuch
Noch einen letzten Unterschied: das Kolosseum von Rom ist das am meisten besuchte Baudenkmal Italiens, das 2017 von 7 Millionen Besuchern besichtigt wurde. Da nur zwei Ebenen für den Besuch geöffnet sind, ist es häufig sehr überfüllt.
Das Amphitheater in El Jem hingegen ist wenig besucht: 133.000 Besucher im Jahr 2017. Zudem kann es ohne Einschränkungen von den Kellergewölben bis zu den obersten Etagen, einschließlich der Arena und den Sitzreihen, besichtigt werden … ein Besuch von außergewöhnlichem Charm!
Zudem fallen auch die Eintrittspreise zugunsten von El Jem aus: 10 Dinar pro Eintritt, das sind 3 Euro, im Gegensatz zu 10 Euro für Rom.
Konklusion: auch wenn sich das Kolosseum von Rom weltweiter Bekanntheit erfreut, kann das Amphitheater von El Jem durchaus mithalten.
Rom (oben) und El Jem (unten): Besucher
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