Paul Klee, ein Genie in Tunesien

Veröffentlicht am : 04-04-2018

Paul Klee, einer der großen Pioniere der Kunst des 20. Jahrhunderts, fand während seiner Reise nach Tunesien im Jahr 1914 zu seiner Bestimmung. 

Vor den Mauern von Kairouan hatte der Maler Paul Klee seine Erleuchtung : „ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.“ Zu jener Zeit suchte der junge Mann noch seinen Weg als Mensch und Künstler. Kurz nach dieser Offenbarung, brach er seinen Aufenthalt ab und kehrte zum Malen nach Europa zurück. 

Der in der Schweiz geborene Deutsche Paul Klee besuchte Tunesien im Frühling 1914 in Begleitung der Maler August Macke und Louis Moilliet. Er war fest überzeugt, dass er durch seine Mutter, die aus der Provence stammte, „orientalische“ Wurzeln hatte. Die Entdeckung Tunesiens hat ihn tief beeindruckt. In seinem Reisetagebuch schreibt er: „Heimat?“. 


Ansicht von Kairouan, 1914



Der erste Anblick, der sich Paul Klee bei seiner Ankunft mit dem Schiff bot, war das Dorf Sidi Bou Saïd: „streng rhythmisch weiße Hausformen … die Leibhaftigkeit des Märchens…“. Etwas später erzählt er von einer faszinierenden Vollmondnacht in Saint-Germain (heute Ezzahra) nahe Tunis: „Der Abend ist unbeschreiblich … Der Abend ist tief in mir drin für immer“. Was ihn besonders beeindruckte war die Gelassenheit der Städte und Landschaften und die überall herrschende Mäßigkeit: „Alles hat grosse Haltung.“

Sein ganzes Leben lang wird Paul Klee kleinformatige Bilder malen, die an die Kunst der Miniatur erinnern. Seine Bilder stellen manchmal imaginäre Städte mit unterbrochenen Linien, nächtliche Landschaften, die alle Poesie der Märchen in sich zu tragen scheinen, dar. Oder mysteriöse Zeichen – einzelne Buchstaben, Pfeile, unterbrochene Linien – in denen die Kunst der Kalligraphie oder berberische Symbole, die er im Laufe seiner Reise entdecken durfte, widerzuhallen scheinen. 

Die Geschichte der Tunesienreise von Paul Klee erzählt nicht von einer oberflächlichen Inspiration, sondern von einer tiefen und dauerhaften Durchdringung. Es ist die Geschichte einer glücklichen Begegnung zwischen einem Maler aus dem Norden und einem Land im Süden, in dem sich dieser wiedererkannt hat. 


Oben: Erzengel, 1938; Mondaufgang (Saint-Germain), um 1915

Weiterlesen : „Paul Klee: Eine kleine Reise ins Land der besseren Erkenntnis“

Ausstellungen: Paul Klee. Landschaften. Eine kleine Reise ins Land der besseren Erkenntnis. 25. Februar bis 10. Juni 2018, Franz Marc Museum, Kochel.

Paul Klee. Konstruktion des Geheimnisses. 1. März 2018 bis 10. Juni 2018. Pinakothek der Moderne, München.

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