Fünf Meter unter der Erde, nicht weit vom Meer entfernt, auf dem Gebiet der
antiken Stadt Leptis Minor, liegen wunderschöne antike mit
Mosaiken verzierte
Gräber aus christlicher Zeit. Diese nur teilweise bereits ausgegrabene archäologische Fundstätte kann zwar noch nicht besichtigt werden, liefert uns jedoch neue Einblicke in das Leben der frühen Christen Tunesiens.
Der Radiosender Monastir widmete diesem Fund erst kürzlich eine schöne Reportage.
Die Katakomben von Lamta auf Radio Monastir (auf Arabisch):
Tunesien war eines der ersten Gebiete im westlichen Teil des Mittelmeers, in denen sich das Christentum etablierte.
Augustinus von Hippo – der Heilige Augustinus – wurde 354 in der römischen Provinz Afrika, also zu jener Zeit, aus der die Gräber von Lamta stammen, geboren.
In dieser Zeit waren Freiflächen um die großen Städte Mangelware. Aus diesem Grund war die Bevölkerung oft gezwungen unter den Friedhöfen unterirdische Säle anzulegen, um dort die neuen Toten zu bestatten: damit entstanden die Katakomben.
Eine unglaubliche Entdeckung
Alles begann im Jahr 1999 als ein Ausgrabungsteam auf diesem Gelände erste Probegrabungen vornahm.
Dabei wandte sich ein alter Maurermeister an den Leiter des Ausgrabungsteams und machte ihn auf ein Haus aufmerksam, das er vor langer Zeit gebaut hatte. Er habe dabei, erzählte er, unter den Fenstern archäologische Reste bemerkt ...
Die Archäologen begannen an der angegebenen Stelle zu graben und fanden ein erstes Grab, die Grabstätte einer Frau mit Namen Restuta. In der Nähe dieses Grabs wurde auch eine Treppe entdeckt, die in einen Keller zu führen schien!
Allerdings wurden die Grabungen erst 2005 im Rahmen einer neuerlichen Ausgrabungsmission mit amerikanischen und kanadischen Forschern wieder aufgenommen.
Dabei wurden beachtliche Entdeckungen gemacht. Nach den Aussagen von Nejib Belazreg, Forschungsbeauftragter des Institut national du patrimoine (INP), dem tunesischen Denkmalamt, wurden siebzehn Gräber freigelegt, vermutet werden insgesamt 80 Gräber.
Sie sind gut erhalten und mit herrlichen Mosaiken bedeckt.
Unter den Namen, die auf den Gräbern zu erkennen sind, sind einige griechischer Herkunft – Eolius, Tripolius – wurden aber in lateinischen Buchstaben geschrieben.
Es könnte sich also um eine seit langem in Tunesien angesiedelte, romanisierte griechische Familie handeln, die ihren eigenen Friedhof besaß. Eine Familie, die reich genug war, um auf eigene Kosten einen derartigen unterirdischen Friedhof zu errichten.
Auf einem der Mosaiken wird Orpheus, der Held und Sänger der griechischen Mythologie dargestellt.
Auf einigen Gräbern ist das Porträt des Verstorbenen zu erkennen, dargestellt in der Kleidung seiner Zeit und sogar mit seinen Tätowierungen!
Die Gräber tragen christliche Symbole wie das Kreuz und alte Symbole, die mit Christus verbunden sind, wie „Alpha“ und „Omega“ oder das Christusmonogramm.
Das ehemalige Leptis Minor umfasst ein weitläufiges Gelände, das sich unter der heutigen Stadt erstreckt. In einem kleinen Teil sind bereits Ausgrabungen durchgeführt worden: dort gibt es ein kleines Museum (das gerade renoviert wird) und einige Überreste von antiken Thermen.
Weitere Ausgrabungen in Lamta könnten außergewöhnliche Zeugnisse über eine der größten christlichen Gemeinschaften der Antike zu Tage bringen.
Nur 30 km von der Medina von Sousse und 15 km vom Ribat (mittelalterliche Festung) von Monastir entfernt, könnte Lamta, das ebenfalls einen kleinen Ribat besitzt, zu einem kulturellen Höhepunkt der Region werden.