In Chemtou, im Nordwesten Tunesiens, befindet sich eines der schönsten Museen des Landes. Es bietet Einblick in die Zivilisation der Numider und den antiken Abbau des sehr wertvollen „numidischen Marmors“. Erst kürzlich wurden seine Pforten wiedereröffnet.
Das 1997 eröffnete Museum von Chemtou, das aufgrund verschiedene Zwischenfälle in der Region fünf Jahre lang geschlossen blieb, wurde im Dezember 2019 erneut für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das 180 km westlich von Tunis gelegene Museum mit einer Fläche von 2.000 m2 entstand durch die Zusammenarbeit von tunesischen und deutschen Archäologen und wurde nach modernen Normen und Techniken errichtet.
Die Numider, die Ureinwohner des antiken Tunesiens
Das Museum ist zunächst eine Hommage an die numidische Zivilisation. Die Numider waren die Ureinwohner, die die östliche Hälfte des Maghreb besiedelten. Sie lebten zunächst in zwei Königreichen, die durch den berühmten König Massinissa um 202 v. Chr. vereinigt wurden. Zu einer Zeit, da der Nordosten des heutigen Tunesiens von Karthago abhängig war, verblieben der Westen und der Süden innerhalb des Herrschaftsbereichs der Numider. Ihre eigenständige Zivilisation hinterließ zahlreiche Spuren in diesen Regionen. Die Stadt Simittu, die nach der Eroberung durch die Römer zu Simitthus wurde, und heute den Namen Chemtou trägt, gehört zu diesen Erben der Vergangenheit.
Der Marmor von Chemtou
Welcher Marmor galt in der römischen Antike als besonders wertvoll? Die beiden gefragtesten Marmorarten waren der rote Porphyr aus Ägypten und der grüne Porphyr aus Griechenland. An dritter Stelle stand der gelbe Marmor aus Chemtou. Dieser Marmor war von den Numidern in den Hängen jenes Hügels entdeckt worden, der die Stadt dominierte. Nachdem die Römer 40 v. Chr. das Land erobert hatten, bauten sie diesen Marmor im großen Umfang ab, wodurch der Hügel zum großen Teil verschwand.
Der gelbe Marmor von Chemtou (oder
„numidischer Marmor“) verzierte die herausragendsten Gebäude in allen Teilen des Kaiserreichs, vom Pantheon in Rom bis zur Hagia Sophia in Konstantinopel.
Der „numidische Marmor“
Chemtou besaß eine der schönsten Marmorarten im gesamten Mittelmeerraum, den „numidischen Marmor“. Er war besonders wegen seiner Farbe, die zwischen Rosa und Goldgelb variierte, besonders nachgefragt.
Im Museum werden die geologische Formation und die verschiedenen Nuancen des Marmors präsentiert.
Die römischen Steinbrüche
Die Marmorsteinbrüche waren bis ins 3. nachchristliche Jahrhundert Eigentum des römischen Reichs. Für den Abbau wurde ein Arbeitslager für zahlreiche Sklaven und Zwangsarbeiter errichtet.
Der Marmor wurde auf der Straße bis nach
Tabarka oder über den Mejerda-Fluss bis nach Utica befördert.
Der Altar des Massinissa
Der gelbe Marmor wurde von den Numidern zur Verzierung eines riesigen, auf der Spitze des Hügels errichteten Altar verwendet, der der Erinnerung an den großen König Massinissa geweiht wurde.
Dieses Denkmal wurde anhand von vor Ort gefundenen Fragmenten rekonstruiert und ist heute im Museum zu besichtigen.
Von der libyschen zur Tifinagh-Schrift
Im Museum sind auch zwei große Stelen ausgestellt, die Inschriften im libyschen Alphabet tragen, aus der sich später das Berber-Alphabet (Tifinagh) entwickelt sollte.
Numidische Kunst
Zahlreiche Stelen lassen den besonderen Stil der Numider erkennen, der auch in der Römerzeit weiter gepflegt wurde.
Auf dem Grabungsfeld von Chemtou findet man Überreste von numidischen Gräbern und römische Bauten sowie die alten Marmorsteinbrüche.