A Night in Tunisia: die Geschichte eines Songs

Veröffentlicht am : 29-03-2018

„A Night in Tunisia“ ist ein mythischer Jazz-Song aus den 1940-Jahren, in dem die Poesie der Nächte in der Wüste, aber auch der Traum nach Freiheit und Identität der Afroamerikaner beschrieben werden.

„Der Mond über Dir ist der gleiche Mond, strahlend in seinem kühlen Abendlicht, aber wenn er nachts in Tunesien scheint, scheint er heller als je zuvor.“ …

A Night in Tunisia“ zählt zu den berühmtesten Jazz-Standards und wurde 1942 von Dizzy Gillespie komponiert.

Ursprünglich war in diesem Song gar nicht von Tunesien die Rede. Er hieß „Interlude“ und hatte einen völlig anderen Text.

Erst einige Jahre später wurde das Stück in der Version von Charlie Parker und Miles Davis unter seinem endgültigen Titel „A Night in Tunisa“ berühmt. 

1961 interpretierte die große Ella Fitzgerald den Song mit dem neuen Text, indem die Nacht in der tunesischen Wüste besungen wird:

„The moon is the same moon above you

Aglow with its cool evening light


But shining at night, in Tunisia


Never does it shine so bright



The stars are aglow in the heavens


But only the wise understand
That shining at night in Tunisia


They guide you through the desert sand



Words fail, to tell a tale


Too exotic to be told


Each night's a deeper night


In a world, ages old



The cares of the day seem to vanish


The ending of day brings release


Each wonderful night in Tunisia


Where the nights are filled with peace

Each wonderful night in Tunisia“

“A Night In Tunisia” - Hotel Dar El Marsa, Dezember 2018

Gesang: Aïcha Ben Amara. Gitarre: Kaïs Sellami. Basse: Adel Azzouz. Schlagzeug: Heythem Ben Attia.

Aber warum Tunesien?

Während des Zweiten Weltkriegs kämpften amerikanische Streitkräfte gegen die deutsche Wehrmacht in Nordafrika, vor allem auf tunesischem Boden.

Mehrere Tausend amerikanische Soldaten mussten hier ihr Leben lassen und wurden im amerikanischen Friedhof in Karthago, in der Nähe von Tunis, begraben.

Der Zweite Weltkrieg war ein entscheidender Moment in der afroamerikanischen Emanzipationsbewegung. Die Schwarzen waren ebenso wie die Weißen an den Kämpfen beteiligt und wurden von den befreiten Völkern als Helden gefeiert.

Aber in den Vereinigten Staaten litten Sie immer noch unter der Rassentrennung und hatten am Ende des Krieges kein Anrecht auf die gleichen Ehren. Daher kam es in den nachfolgenden Jahren zu Revolten, die letztlich zur Bürgerrechtsbewegung führten.

Der Bebop, der zu eben dieser Zeit von Dizzy Gillespie, Charlie Parker und anderen lanciert wurde, war Ausdruck dieses rebellischen Geistes. Der innovative Stil bildete einen Kontrapunkt zum konventionellen und konsensuellen Jazz der Big Bands.

Er entwickelte komplexe Harmonien mit schnelleren, hektischeren und abgehakten Rhythmus, die sich an afrikanischen Rhythmen inspirierten.

„A Night in Tunisia“ zählt zu diesem neuen Stil: sein Rhythmus ist afrikanisch-kubanisch, seine Harmonien und seine Melodie haben etwas Verwirrendes und Exotisches, das den Orient oder Tunesien heraufbeschwört.

Tunesien, das während des Kriegs die Ankunft auf dem afrikanischen Boden, dem Herkunftskontinent der amerikanischen Schwarzen, darstellte. 

Somit war dieses Tunesien, in dem „der Mond der gleiche Mond ist“ aber „heller als je zuvor scheint“, wo die Sterne „Dich durch den Wüstensand begleiten“ und wo „die Nächte von Frieden erfüllt sind“ ein schönes Symbol für die Rückkehr zu den Wurzeln, zum Frieden und zur Hoffnung der Afroamerikaner. 

Auch lesenswert:

Der Süden Tunesiens 

Star Wars und der Tunesische Süden: zu den Ursprüngen der Skywalker 

Video:

Tembaïne, die Magie der Sahara

Unsere Partner